Der Mediationsprozess gliedert sich in mehrere Phasen...

Die hier beschriebenen Phasen werden grundsätzlich so, oder zumindest in ähnlicher Form, in jeder Mediation durchlaufen. Bei Mediationen im öffentlichen Bereich, können die einzelnen Phasen jedoch verhältnismäßig lange dauern. Die Gründe sind beispielsweise die aufwendige Identifikation der Betroffenen (Parteien) oder die Rückversicherung der Vertreter verhandelnder Gruppen (z.B. Mitarbeiter des Bauamtes für eine Kommune, Sprecher für eine Bürgerinitiative, Fachgebietsleiter für eine Behörde).

 

Der Mediationsprozess in seinem idealtypischen Ablauf.

 

Phase I: Auftragsklärung

Die Auftragsklärung dient dazu, den potentiellen Medianden das Verfahren der Mediation näher zu bringen, die Mediierbarkeit des beschriebenen Falls zu prüfen und die Bedingungen einer Zusammenarbeit festzulegen. In dieser Phase wird auch überprüft, ob alle relevanten Personen oder Parteien anwesend sind und an der Mediation teilhaben können. (Insbesondere bei Mediationen im öffentlichen Bereich erfährt dieser Punkt eine besondere Beachtung.)

 

Phase II: Themensammlung

In dieser Phase legen die Parteien dar, welche Themen in der Mediation behandelt werden sollen. Gibt es ein Thema, das eine Partei nicht verhandeln will, kann dieses Thema in der Mediation nicht bearbeitet werden (Grundsatz der Freiwiligkeit).

In Abhängigkeit zum Mediationsgegenstand oder der Größe der Gruppe, kann oder muss die Themensammlung unterschiedlich organisiert werden.

 

Phase III: Interessenklärung

Diese Phase dient dazu, die hinter den Positionen liegenden Interessen zu erkunden. Im Gegensatz zur Verhandlung von Positionen soll so erreicht werden, dass sich das Spektrum der Lösungsmöglichkeiten erweitert ("Vergrößerung des Kuchens"). Ziel der Interessenklärung ist, dass die Parteien verstehen, was den Gegenüber dazu bewegt, bestimmte Forderungen einzubringen. Ein Einverständnis wird jedoch nicht gefordert. (Verkürzt: verstanden - aber nicht (unbedingt) einverstanden!)

Im Rahmen öffentlicher Mediationen müssen an diesem Punkt ggf. Anpassungen beim organisatorischen Rahmen der Ausarbeitung oder Zugeständnisse bei der Ausarbeitungstiefe gemacht werden.

 

Phase IV: Lösungsoptionen sammeln und Verhandeln

Für jedes Thema werden in dieser Phase kreative Lösungsoptionen "generiert". Wie die Themensammlung kann auch die Suche nach Lösungen in mehrere Schritte gegliedert werden:

  1. Festlegung von Bewertungskriterien
  2. Optionensammlung (Quantität vor Qualität, keine "Denkbremsen", hohes Tempo)
  3. Bewertung der Optionen anhand der Bewertungskriterien
  4. Kombination von Optionen zu Lösungsansätzen
  5. Verhandlung von Lösungsansätzen zu "Rohlingen" von möglichen Vereinbarungen

 

Phase V: Vereinbarung

Liegen belastbare Lösungsansätze für die verschiedenen Themen vor, wird in dieser Phase versucht werden die einzelnen Gesichtspunkte in eine abschließende Vereinbarung zusammenzufassen.

Insbesondere bei Mediationen im öffentlichen Bereich kann es sein, dass es an dieser Stelle "lediglich" zur Erstellung einer Entschlussvorlage kommt. Im öffentlich-rechtlichen Kontext muss zwingend eine Prüfung auf rechtliche Umsetzbarkeit angeschlossen werden.

 

 

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© Hendrik Hilmer